Im Zentrum der rumänischen Hauptstadt Bukarest, direkt am Fluss Dambovita, entsteht ein neuer Wohn- und Büropark (Sema Parc).
Für die rund 40 ha große Fläche ist die Nutzung in einem Zonenplan (PUZ) vorgegeben. Der PUZ entspricht in etwa dem Flächennutzungsplan, wie wir ihn in Deutschland kennen. Die Realisierung der Maßnahme erfolgt durch eine private Investmentgesellschaft in Rumänien. Sie beauftragte im März 2008 die Stadtplaner AS & P (Albert Speer & Partner, Frankfurt/M.) mit der Ausarbeitung eines Masterplanes und die igr AG mit den Infrastrukturmaßnahmen: Wasserversorgung, Abwasserentsorgung, Gasversorgung, Stromversorgung sowie Wärme- und Kälteversorgung.Auf dem derzeitigen Gelände des Sema Parc befinden sich Lagerhallen und Gebäude. Bis zum Jahr 2012 soll ein moderner Wohn- und Büropark entstehen.
Das Gebiet, in dem zukünftig ca. 60.000 Menschen leben und arbeiten werden, gliedert sich in Bürogebäude (Anteil ca. 50 %), Wohngebäude, Geschäfte, Schulen, ein Hotel und ein Krankenhaus. Eine Herausforderung an die gesamte Infrastrukturplanung, die nach EU‑Standard erfolgte.
Das Hauptproblem stellte dabei die Stromversorgung über 24 Stunden dar, die bisher nur mit Hilfe von Notstromaggregaten möglich ist. Nach den Verbrauchsermittlungen werden für die Stromversorgung sowie den Betrieb der Klimaanlagen rund 8 MW an Leistung benötigt. Für die Wärmeversorgung müssen 6 MW zur Verfügung stehen. Nach Abwägung aller Möglichkeiten und entsprechenden Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen wurde eine Lösung mit Blockheizkraftwerken (BHKW) gewählt. Sie bieten den Vorteil der gleichzeitigen Strom- und Wärmeproduktion. Wirtschaftliche Laufzeiten ergeben sich dadurch, dass im Sommer die Wärme über Absorber in Kälte umgewandelt werden kann. Zusätzliche Heizungsanlagen und Notstromaggregate werden somit nicht mehr benötigt.
Für die Trink- und Löschwasserversorgung ist ein Speicherbehälter mit einem Volumen von 3.500 m³ konzipiert. Da sich die Stadt Bukarest im Erdbebengebiet befindet, wurde dem Erdbehälter gegenüber dem Turmbehälter der Vorrang gegeben. Über eine zentrale Druckerhöhungsanlage wird das gesamte Gebiet mit Trink- und Löschwasser versorgt. Die Abwasserentsorgung erfolgt im Trennsystem (Schmutz- und Oberflächenwasser), wobei das Hauptproblem der Planung die Trassenfindung war. Quer durch das Gelände des Sema Parc verläuft ein Kanal mit den Abmessungen 3,0/3,6 m, der zu kreuzen war.
Alle Gewerke mussten mit den zuständigen Versorgungsunternehmen der Stadt Bukarest abgestimmt werden. Dies erfolgte meist problemlos, da alle Institutionen und Behörden unseren Lösungsvorschlägen offen und positiv gegenüber standen.
Der Masterplan ist zwischenzeitlich abgeschlossen und wurde im September 2008 in Bukarest präsentiert. Die Teilnahme von Vertretern der Stadt, der Universität sowie Übertragung in Funk und Fernsehen zeigte das enorme Interesse an diesem Projekt. Eine weitere Präsentation erfolgte zwischenzeitlich auf der EXPO Real in München.
Für die igr war es ein Prestigeprojekt, in dem alle Fachdisziplinen gefragt waren. Die positive Resonanz bestätigt unsere Arbeit.