Der Flughafen Dresden liegt in einer der dynamischsten Wirtschaftsregionen des Freistaates Sachsen. Passagierzahlen und Luftfrachtaufkommen erhöhten sich im letzten Jahrzehnt um ein Vielfaches.

Das bei der letzten Generalüberholung der Start- und Landebahn (1989) verwendete Material verkraftet die Belastungen des heutigen Flugbetriebes immer weniger.

Für den Betreiber stellte sich die Frage, ob auch in Zukunft Reparatur- und kleine Sanierungsmaßnahmen ausreichen, um die Bahn gebrauchsfähig zu erhalten oder aber, ob die Notwendigkeit der Grundsanierung besteht. Die igr AG erhielt den Auftrag ein Gutachten über den Zustand der Flugzeugbetriebsflächen zu erstellen. Ermittelt werden sollte mit welcher voraussichtlichen Restnutzungsdauer zu rechnen ist, wenn keine Grundsanierung der Start- und Landebahn durchgeführt wird. Einschließlich eines Baugrundgutachtens aus dem Jahr 2003 wurden seit 1991 durch die Flughafen Dresden GmbH 13 Gutachten/Untersuchungen und Prüfberichte beauftragt. Die verschiedenen methodischen Ansätze haben jedoch zu keiner präferierten Bewertung der Schadensursachen und des weiteren Handlungsbedarfes geführt. Hauptaufgabe der igr AG war die transparente Darstellung der Erfordernisse für die Erhaltung der Betriebsbereitschaft des Flughafens.

Um dem Auftraggeber die gewünschten Ergebnisse liefern zu können, wurden zunächst die vorhandenen gutachterlichen Stellungnahmen zur Schadensentwicklung der Start- und Landebahn (SLB) gesichtet und bewertet. Deren Ergebnisse wurden zusammengefasst und beurteilt.

Vor Ort erfolgte eine Schadenserfassung unter laufendem Flugbetrieb. Hierzu wurden die gesamte SLB begangen. Insgesamt wurde eine Fläche von rund 20,6 ha untersucht. Bei der SLB handelt es sich um eine in Betonbauweise erstellte Bahn, auf welcher im Zuge der Schadenserfassung alle Schäden an Platten und Fugen erfasst wurden, auch die in der Vergangenheit bereits sanierten. Die aufgenommenen Schäden wurden ausgewertet und zur weiteren Bearbeitung in die Datenbank eines Pavement Mangement Systems (PMS) eingegeben. PMS-Software unterstützt Entscheidungsträger bei Planung und Finanzierung von Sanierungs-, Erhaltungs- und Erneuerungsmaßnahmen von Verkehrsflächen. Die Ingenieure der igr AG setzen ein PMS ein, welches speziell für die Belange des Managements von Flugzeugbetriebsflächen entwickelt wurde.

Unter Zuhilfenahme dieses PMS wurden aus den Daten der Schadenserfassung und den Bestandsdaten (beispielsweise: Alter der Flächen, Aufbau, Untergrund) für das zu erstellende Gutachten aufbereitet und in Form von Grafiken und Tabellen dargestellt. Insbesondere wurden:

  • Der aktuelle Flächenzustand rechnerisch ermittelt und dokumentiert sowie ein Flächenzustandsindex bestimmt. Der Flächenzustandsindex (PCI = Pavement Condition Index) gibt dabei Auskunft über den, zum Zeitpunkt der Untersuchung, vorhandenen Flächenzustand der Flugbetriebsflächen auf einer Skala von 0 (zerstört) bis 100 (ausgezeichnet). Für die Ermittlung des Flächenzustandsindexes wird die Fläche in Abschnitte und Bereiche, z. B. entsprechend ihrer Nutzung, Alter, vorhandener Schadenshäufigkeit usw., aufgeteilt, für welche je nach Bedarf ein PCI separat errechnet wird.
  • Eine Entwicklungsprognose und die Abschätzung einer möglichen Restnutzungsdauer durchgeführt. Die Prognostizierung der künftigen Entwicklung der Fläche erfolgt unter Zugrundelegung des bisherigen Schadensverlaufs. Wie dies möglich ist, lässt sich anhand der nebenstehenden Grafik vereinfacht darstellen. Im Wesentlichen wird der bisherige Schadensverlauf extrapoliert.
  • Die Mindestanforderungen der Reparaturmaßnahmen für den Erhalt der Betriebsbereitschaft der Start- und Landebahn bis zum geplanten Sanierungsbeginn in 2006 definiert. Basierend auf den verschiedenen Schadensbildern/-arten sowie deren Umfang wurden für Erhaltungskonzepte, Varianten und Kosten erarbeitet.

Das von der igr AG erstellte Gutachten wird im Zuge eines Planfeststellungsverfahrens Grundlage für Sanierungsmaßnahmen auf dem Flughafen Dresden sein. Erstmals stehen dem Betreiber umfassende Informationen über Kosten, Zustand und Veränderungen an der SLB innerhalb eines einheitlichen Systems zur Verfügung.